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Transportliste
Bereits am 21.10.1941 war durch die Gestapo Hamburg eine Liste mit den Namen derjenigen erstellt worden, die mit diesem Transport am 25.10.1941 nach Litzmannstadt evakuiert werden sollten. Damit sich für die Reichsbahn und die SS der Transport rechnete (Gewinne abwarf) mußten in einem Transport eine vorher berechnete Anzahl Personen aufgeführt werden. Die Namensliste für diesen Transport enthielt somit die Namen von 1000 Personen und weiteren 200, die für eventuelle Ausfälle in Reserve gehalten werden. Die auf der Liste aufgeführten 1200 Jüdinnen und Juden in Hamburg erhielten ab dem 21.10.1942 zumeist durch Boten die Aufforderung, sich zum Abtransport bereitzuhalten, den so genannten Evakuierungsbefehl. Auszug aus diesem Schreiben: Mit dem heutigen Tage unterliegen Sie und die angeführten Angehörigen für die Dauer des Transports besonderen Ausnahmebestimmungen. Ihr und das Vermögen Ihrer oben genannten Angehörigen gilt als beschlagnahmt. Der Deportationsbefehl enthielt auch eine detaillierte Reiseliste, die sämtliche erlaubten Gegenstände aufzählte, die in der Handtasche und in dem einen erlaubten Koffer oder Rucksack enthalten sein durften. Es musste auf jedes Gepäckstück die Evakuierungsnummer draufstehen und die Adresse.
Alle, die dieses Schreiben erhielten, mussten sich am gegebenen Termin in einer Sammelstelle einfinden. Für diesen Transport nach Lodz war dies die Provinzialloge an der Moorweidenstraße in der Nähe des Dammtorbahnhofes.
Eine der wenigen Überlebenden dieses Transportes gab nach dem Krieg zu Protokoll: Lucille Eichengreen, (damals noch Cecilie Landau) Die zum Zeitpunkt der Deportation 16-jährige erinnert sich: Wir hatten gerüchteweise gehört, dass ungefähr 1200 von uns nach Litzmannstadt evakuiert werden sollten. Aber niemand schien überhaupt zu wissen, warum. Es spielte auch keine Rolle mehr, wir hatten keine Wahl. Wir packten zusammen, was wir nur mitnehmen durften, den Rest verschenkten wir an Freunde und jüdische Nachbarn. Kaum jemand wollte annehmen, was wir zurücklassen mussten, sie wussten, dass auch sie eines Tages an der Reihe sein würden. Unsere Freunde, Familie Fromm, begleitete uns in die Moorwei denstraße, bis zum Gebäude der Provinzialloge für Niedersachsen. Wir umarmten uns zum Abschied.
Eine Schlüsselstellung bei der Planung und Durchführung den Deportationen nahm zweifellos Himmlers Vertreter in Hamburg ein, der Höhere SS- und Polizeiführer Rudolf Querner.Dieser leitete zudem die Polizeiabteilung der Hamburger Staatsverwaltung und vertrat Reichsstatthalter Kaufmann in allen polizeilichen Angelegenheiten. Damit war Querner unmittelbar für die Durchführung und Bewachung der Deportationstransporte durch Angehörige der Gestapo und der Ordnungspolizei zuständig, zumal Kaufmann noch vor der ersten Deportation am 25. Oktober 1941 nach Garmisch-Partenkirchen zur Gamsjagd verreiste. Wohnraumpolitische Motive tauchen zwar in allen Dokumenten zur Deportation der Hamburger Juden auf, spielten jedoch eher eine legitimatorische denn eine ursächliche Rolle.
Nur wenige Hamburger standen den Deportierten bei oder suchten den Abtransport im Einzelfall zu verhindern. In einem Bericht heißt es: dass Hamburger Privatpersonen oder Firmen anonym größere Bestände an Lebensmitteln für die Deportierten gespendet hatten: Brote, Butter, Wurst, Zucker, Kisten mit Wein, Schokolade und Bonbons für die Kinder. Der Hamburger Bankier Cornelius von Berenberg-Goßler gehörte zu jenen, die sich in zahlreichen Einzelfällen um jüdische Bürger bemühte.
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