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geb. 21.02.1900 in Düsseldorf
gest. 26.06.1985 in Saarbrücken
1924 Reifeprüfung als Externer in Saarbrücken
bis 1925 Angestellter in der Industrie und im Bankwesen
1926 bis 1929 Tätigkeit beim Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verband in Berlin und Hamburg
ab 1929 Studium der Rechtswissenschaften und der Volkswirtschaft an der Universität Marburg.
1931 erstes Staatsexamen
1933 Eintritt in die SA. Eine Beurteilung im SA-Sturm 7/70 in Saarbrücken bescheinigte ihm als Rottenführer eine volle Zufriedenheit über die Dienstauffassung.
1936 zweites Staatsexamen
01.06.1936 Eintritt in die NSDAP
bis 1938 Tätigkeit als Assessor bei der Staatsanwaltschaft und den Gerichten in Saarbrücken und Koblenz.
1939 bis 1945 Tätigkeit als Landgerichtsrat am Landgericht Mönchengladbach.
zwischen 1941 bis 1945 wurde er in den Bezirk des Deutschen Oberlandesgerichts Prag abgeordnet.
von 01.12.1941 bis 31.05.1942 Richter am Sondergericht Brünn in der 3. und 4. Kammer.
von 01.06.1942 bis 30.06.1942 Landgerichtsrat in der Strafkammer des Landgerichts in Brünn
mit Wirkung vom 01.06.1942 zum Landgericht Prag versetzt.
II. Strafkammer Vorsitzender: Amtsgerichtsdirektor Dr. Arthur Otto Riechelmann Beisitzende Richter: 1. Dr. Eberhard Littmann, 2. Dr. Erwin Albrecht Zuständigkeit: Handlungen gegen das Besatzungsregime Staatsanwälte: Dr. Wolfgang von Zeynek, Dr. Blackert, Dr. Müschen
IV. Strafkammer Vorsitzender: Dr. Johannes Dannegger Beisitzende Richter: 1. Dr. Erwin Albrecht, Dr. Eberhard Littmann Zuständigkeit: Schwere Fälle der Kriegswirtschaftssabotage mit mehreren Angeklagten Staatsanwälte: Dr. Blackert, Dr. Fuchs, Dr. Wolfgang von Zeynek
ab 18.05.1943 Richter am Sondergericht Prag Zuständigkeit: Handlungen gegen das Besatzungsregime. In den Akten der Gerichte, an denen Albrecht arbeitete, konnte ihm bis zur Durchsicht im Jahre 1960 die Beteiligung an 31 Todesurteilen nachgewiesen werden.
von Dr. Erwin Albrecht zum Tode verurteilte Bürger der Tschechischen Republik: Jaroslav Horak aus Prag XI, am 14.08.1942 Stafan Hedina aus Königsau am 14.04.1943 Marie Pawlik aus Brandeisl am 02.12.1943 Adalbert Blodik aus Tetschen am 04.12.1943 Karl Rauer aus Prag am 14.12.1943 Stefan Ullmann aus Prag am 02.07.1944 Josef Sada aus Prag am 27.07.1944 Wenzel Pinkas aus Kladno am 09.01.1945 Josef Stengl aus Plzn am 29.03.1945
Beteiligt war Albrecht an dem Todesurteil gegen Marianne Golz-Goldlust. Sie wird am 08.10.1943 um 16:44 Uhr durch den Scharfrichter Alois Weiss mittels Fallbeil im Prager Gestapo-Gefängnis Pankrác hingerichtet. Im Gefängnisbuch steht unter dem Eintrag 219 folgendes zu lesen: Goltzova Marianne geb. 30.01.1895 Wien 8 Kls 90/43 25.5.43 8.10.43 16.44 Uhr Um 16.44 Uhr hat der Scharfrichter Alois Weiss den Justizfall Aktenzeichen 8 Kls 90 / 43 beim Sondergericht am Deutschen Landgericht in Prag zum Abschluß gebracht.
Prag III, den 08.10.1943 An den Generalstaatsanwalt bei dem Deutschen Oberlandesgericht Prag Betrifft: Strafsache gegen Zapotecky und Andere Das Urteil gegen Marianne Golz-Goldlust wurde am 08.10.1943 um 16.44 Uhr vollstreckt. Es vergingen: 1.) Von der Vorführung der Verurteilten bis zur Übergabe an den Scharfrichter 3 Sekunden. 2.) Von der Übergabe bis zur Vollstreckung 6 Sekunden. Dies geschah ohne Zwischenfall. gez. i.V. Rehder-Knöspel, Erster Staatsanwalt.
Auszug einer Beurteilung im Dienstleistungszeugnis vom 03.05.1944 durch den Landesgerichtspräsidente in Prag: Note gut in dem Zeugnis wird weiterhin bestätigt: Dr. Erwin Albrecht hat vom 01.07.1942 an im Bezirk des Landesgerichtspräsidenten als Beisitzer im Sondergericht und der Strafkammer eingesetzt wurde. Besonders wurde erwähnt, dass Albrecht in der letzten Zeit vor Ausstellung des Zeugnisses wiederholt als Einzelrichter und Vorsitzender in der Kammer wirkte. Sowohl in seiner juristischen Tätigkeit wie auch in der politischen Haltung wurde er gelobt. An seiner engen Verbundenheit mit dem nationalsozialistischen Staat habe ich keinen Zweifel, zumal er sich als SA-Mann auch schon aktiv für die Ziele der Bewegung eingesetzt hat. Ich halte Dr. Albrecht sowohl für die Stelle eines Oberlandesgerichtsrats als auch (die) eines Landesgerichtsdirektors gut geeignet.
Nach 1945:
1945 bis 1948 niedergelassener Anwalt in Saarbrücken
ab 1948 Syndikus und Geschäftsführer der Kassenärztlichen Vereinigung des Saarlands. Geschäftsführer des Verbands der Freien Berufe. 1955 wurde er in den Landtag des Saarlandes gewählt, diesem gehörte er vom 18.12.1955 bis 02.01.1961 an. Bis zur Wiedervereinigung mit Deutschland vertrat er das Saarland in der Beratenden Versammlung des Europarats.
1957 bis 1960 Vorsitzender des Rundfunkrats beim Saarländischen Rundfunk
Von der DDR an die westdeutschen Behörden übermittelte Justizakten aus der NS-Zeit enthielten Hinweise auf eine mögliche Beteiligung an Justizverbrechen. Als die Vorwürfe publik wurden, schloss ihn die CDU am 06.12.1958 aus der Landtagsfraktion aus.
In der ČSR wurde nach 1945 nach ihm gefahndet (Kriegsverbrecherliste Nr. A/38/61). Er war auch auf der Kriegsverbrecherliste der United Nations War Crimes Commission aufgeführt. Ein 1952 gefertigter Haftbefehl mit der Bitte um Auslieferung Albrechts blieb folgenlos. Hintergrund: Auf Betreiben des saarländischen Justizministers Erwin Müller wurde einem Auslieferungsersuchen der Tschechoslowakei für Albrecht nicht entsprochen, Müllers Frau war mit Obé verwandt. Aber dabei blieb es nicht, das Duo Obé /Albrecht sorgte dafür, dass dem Aufklärer von Albrechts Verbrechen, Lothar Sennewald, die Professur für Geschichte der Medizin an der Homburger Universität entzogen wurde. Aber auch hier geht die Geschichte noch weiter. Nachfolger von Sennewald an der Universität wird Prof. Dr. Joseph Gottlieb – einer der profiliertesten Medizinhistoriker der NS-Zeit und SS-Sturmbannführer und u. a. Dozent an der SS-Ärztlichen Akademie Graz, dessen Kommandeur er 1945 wurde, Kaderschmiede für viele SS-Ärzte, die in Konzentrationslagern schwerste Verbrechen begangen haben. (Quelle: Saarländisches Ärzteblatt n Ausgabe 11/2010)
1960 startete die Tschechoslowakei nochmals einen Antrag auf Auslieferung, 1961 wurde seine Immunität im Landtag aufgehoben.
In den Jahren 1959 bis 1962 wurde Albrecht durch im Rahmen der Wanderausstellung Ungesühnte Nazijustiz in zahlreichen deutschen Städten präsentieren Kopien nationalsozialistischer Justizakten schwer belastet. Im Frühjahr 1960 erstatteten die Organisatoren der Ausstellung im Namen des Sozialistischen Deutschen Studentenbunds und parallel dazu der tschechoslowakische Verband antifaschistischer Widerstandskämpfer, eine Organisation ehemaliger Partisanen, Frontsoldaten und Widerstandskämpfer, Strafanzeige wegen des Verdachts auf Rechtsbeugung in Tateinheit mit Totschlag.
Dr. Erwin Albrecht arbeitete trotz mehrerer Auslieferungsanträge unbehelligt bis zu seiner Pensionierung (mit vollen Bezügen) am 01.10.1965 weiterhin als Syndikus für die ärztlichen und zahnärztlichen Standesorganisationen des Saarlandes, wobei er von den Funktionsträgern dieser Organisationen den Spitznamen Blutrichter erhielt.
Zu Albrechts Tod am 24. Juni 1985 fühlten sich Ärztekammer und Saarländischer Rundfunk verpflichtet, ihm ein ehrendes Andenken zu bewahren.
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