|
|
|
|
|
Strausberg |
|
|
Außenlager des Konzentrationslagers Sachsenhausen |
|
|
Bezeichnung
Gebiet Brandenburg, Landkreis Märkisch-Oderland, Amtsfreie Stadt Strausberg
Eröffnung 10.01.1941
Schließung 21.04.1945
Deportationen
Häftlinge
Geschlecht Frauen und Männer
Einsatz der Häftlinge bei Märkisches Walzwerk
Art der Arbeit
Fliegerhorst Strausberg
Bemerkungen Strausberg am 20. April 1945. Als deutsche Soldaten und SS-Leute überstürzt vor den heranrückenden sowjetischen Truppen flüchten, hisst der 72-jährige Georg Kurtze auf dem Rathaus die weiße Fahne, um die Stadt vor weiterer Zerstörung zu bewahren. Wenig später wird der Sozialdemokrat in der Badstraße tot aufgefunden durch einen Kopfschuss aus nächster Nähe regelrecht hingerichtet. Der oder die Täter wurden nie gefasst. Für die Vermutung von Zeitzeugen, wonach Georg Kurtze von zurückkehrenden deutschen Soldaten erschossen wurde, konnten keine Belege gefunden werden. Gemeinsam mit anderen Strausberger Sozialdemokraten war Kurtze bereits am 24. Juni 1933 verhaftet und bis zum 30. August im KZ Oranienburg eingesperrt worden. Zuvor war es ihm gelungen, die Fahne des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold zu verstecken.
Fronttruppenteile Landesschützen-Regiment Strausberg Ersatztruppenteile Landesschützen-Ersatz- und Ausbildungs-Regiment 3 Landesschützen-Ersatz-Bataillon 3 Kommandobehörden / Dienststellen Einrichtungen Außenkommando KL Sachsenhausen - Märkisches Walzwerk
|
|
|
|
|
|
militärhistorischer Überblick zu den Verhältnissen in Brandenburg im Frühjahr 1945
Am 1.Februar 1945 stand die 8.Sowjetische Gardearmee am Ostufer der mittleren Oder. Bereits am Folgetag wurden die westlich des Flusses gelegenen Orte Kietz, Rathstock, Reitwein und Manschnow vom 4.russischen Gardeschützenkorps genommen und Stunden später von der 8.Garde-und 1.Gardepanzerarmee auch 30 Kilometer südlich von Kietz bei Lebus auf westlicher Oderseite Brückenköpfe gebildet. Um den weiteren Vormarsch der Roten Armee aufzuhalten, ordnete das Oberkommando der Wehrmacht (OKW) die Bildung einer neuen Heeresgruppe nördlich der Heeresgruppe Mitte an. Die neue Gruppierung Weichsel, deren Oberbefehl nach dem Versagen des Reichsführers der SS, Himmler, der Generaloberst Heinrici übernahm, bestand aus der 9.Armee, Teilen der 3.und 4.Panzerarmee sowie Korpstruppen. Ihr Auftrag war, die Oderfront von Stettin bis zur Neißemündung zu halten und in wenigen Tagen ein tiefgestaffeltes, bis zu 40 Kilometer starkes Verteidigungssystem zu errichten.
Vom 1. Februar an war die Oder damit im Mittelabschnitt Frontlinie. Allerdings erst in der Nacht zum 20.März wurde der letzte deutsche Oderbrückenkopf auf der Ostseite des Flusses bei Stettin-Altdamm vom III. (germ.) SS-Panzerkorps nach über zehn Verteidigungskampftagen aufgegeben. Gegen Mitternacht sprengte hier die schon schwer unter Beschuß geratene Nachhut des Rgts. Danmark der Division Nordland die letzte Straßenbrücke bei Stettin-Zollhaus. Zehntausenden Soldaten und Zivilisten war bis zu diesem Zeitpunkt noch der Rückzug aus dem fast völlig besetzten Ostpreußen und Pommern auf mitteldeutsches Gebiet gelungen. Viele tausend andere blieben. Bis März 1945 tobten wochenlange, erbitterte Stellungskämpfe. Die Rote Armee bereitete sich unterdes auf einen Großangriff mit dem Endziel Berlin vor. Auf deutscher Seite zog man alle verfügbaren Kräfte zusammen. Hastig aufgestellte Volkssturmverbände mit Kindern und Greisen wurden von Berliner Omnibussen an die Front gebracht. Abgezogene Heeresverbände der Westfront wurden an der Oder eingesetzt, neue zusammengewürfelte Divisionen aus dem Boden gestampft. Nicht nur eine der letzten, sondern auch eine der leidvollsten und blutigsten Episoden des Zweiten Weltkrieges nahm ihren Lauf.
Am 14. April startete die Rote Armee einen gewaltigen Erkundungsvorstoß auf die deutschen Verteidigungslinien. Tausende von Russen ließen allein hierfür ihr Leben. Am 16.April um 4 Uhr Berliner Sommerzeit (sonst 3 Uhr Berliner Zeit bzw.5 Uhr Moskauer Zeit) blendeten 143 riesige Flakscheinwerfer die deutschen Stellungen. Im gleichen Moment wurde aus 40 000 russischen Kanonen die größte jemals im Weltkriegsgeschehen einheitlich abgefeuerte Salve gen Westen geschickt, welche die Erde zum Schwanken brachte. Ihr folgten Salve auf Salve. Beim ungleichen Kampf um die Seelower Höhen in den nächsten drei Tagen starben nach sowjetischen Angaben über 30 000 sowjetische und 12 000 deutsche Soldaten, bis zum Berliner Autobahnring ebenso viele. Und bis zum Fall des Reichstages, dem Kampf um Berlin und dem Kessel von Halbe erhöhte sich der Blutzoll um schätzungsweise weitere 100 000 Russen und 60 000 Deutschen. Zentrale und absolut verbindliche Dokumente zur Einheitsaufstellung und zu den Verlusten gibt es in deutschen Archiven nicht. Vorhandene Aufstellungspläne sind teilweise nie umgesetzt worden, vorliegende Verlustlisten nicht bis zuletzt geführt, letzte Aufgebote und Reserven überhaupt nicht mehr registriert worden. Die russische Heeresführung setzte traditionell auf Quantität. Auf einen deutschen Gewehrträger kamen drei Russen, auf jedes deutsche Geschütz oder jeden Panzer vier russische. Regimenterweise stürmten so vom 16. bis 19. April die Angreifer stellenweise vergeblich in den sicheren Tod, um von den kahlen Oderbruchfeldern die Höhenzüge des Barnim zu erklimmen. Die deutschen Verteidiger schossen, bis Munition und Menschen zur Neige gingen und die nicht abreißende sowjetische Lawine sie letztlich überrollte. Lediglich, daß die Sowjets die Verteidigungsstellungen aus der laufenden Bewegung her nahmen und sofort überrannten, konnte verhindert werden.
Im nördlichen Brandenburg und südlichen Mecklenburg kämpften im Verband der 3. Panzerarmee, die 27. SS-Freiwilligen-Grenadierdivision Langemarck und die 28. SS-Freiwilligen-Grenadierdivision Wallonien. Beide Divisionen waren hauptsächlich aus flämischen und wallonischen sowie aus französischen Freiwilligen rekrutiert. Zunächst im rückwärtigen Dienst als Armeereserve betrachtet, wurden die beiden Divisionen dennoch in die Kämpfe um Stettin und das Ueckerseengebiet geworfen und erlitten erhebliche Verluste. Besonders bei verschiedenen Kompanien der sogenannten Jugendbataillone kam es zu Ausfällen bis 90 Prozent der Mannschaften und Offiziere. Bereits ab 6. Februar waren bei Stargard, heute polnisches Gebiet, zwei unfertige Regimenter der Division Wallonien eingetroffen und besetzten ostwärts der Oder den Raum Schneidersfelde bis Repplin. Sie bildeten die Nachhut für die 9.Fallschirmjägerdivision und die 402.Infanteriedivision, welche zu dieser Zeit noch weiter östlich standen. Ebenfalls zwischen Stargard und Arnswalde standen zwei Bataillone, Rehmann und Oehms, der 27.SS-Freiwilligen Division Langemarck.
Bezeichnenderweise war die Langemarck erst in ihrer Aufstellung befindlich und der größte Teil der Mannschaften befand sich noch in der Lüneburger Heide, wurden wenig später aber auch im östlichen Mecklenburg-Vorpommern eingesetzt. Die genannten Freiwilligen-Divisionen unterstanden unmittelbar dem III. Panzerkorps des Armeegeneral Felix Steiner. Zur Verstärkung trafen wenig später noch Teile der 11.SS-Freiwilligen-Panzergrenadierdivision Nordland und Teile der 23. SS-Freiwilligen Panzergrenadierdivision Nederland etwas nördlich dieses Frontabschnittes bei Gollnow und Massow ein.
Die prekäre Frontlage erforderte sogar, daß schon am 8.Februar die Führer-Begleitdivision des Generalmajors Remer und die SS-Panzerflakakabteilung 11 der Division Nordland ebenfalls bei Reetz in den Kampf geworfen wurden. Ihr folgte das 2.Regiment Norge der 23. Division, welche gerade aus Kurland ankam. Der genannten Führer-Begleitdivision wurde zudem noch eine zusammengewürfelte Kampfgruppe unterstellt, die aus dem Stab des Regiments De Ruyter, dem Regiment Norge, einer Polizeieinheit, einer Panzer-Jägerkompanie und einer Radfahrerkompanie bestand.
Das SS-Pz.-Gren.-Reg. De Ruyter und die 547. Volks-Gren.-Division (Fronhöfer) und andere Luftwaffenangehörige hielten noch bis zum 29. April die Stellungen um die Müritzer-Seenenge und zogen sich dann, stark bedrängt, über Müritz, Wesenberg, Mirow und Röbel zurück. Wenige Stunden später, also am 30.April, verlegte auch die Kampfgruppe 1001 Nacht von der SS-Jagdpanzerabteilung 560 zbV von Fürstenberg nach Mirow, welche noch bis zum 1.Mai gehalten wurde. Ebenso wurde Rheinsberg von der 5. Jägerdivision, Kyritz von der Nachrichtenabteilung der 11. Division Nordland und dem Korpsstab des III. SS-Pz.Korps und Lindow vom Rest der 3. Marine-Inf.-Division bis zum letzten Apriltag verteidigt. An den Ruppiner Seen rang hingegen bis zu diesem Zeitpunkt die 4. SS-Polizei-Panzergrenadierdivision und die Luftwaffenausbildungsbrigade Schirmer mit den russischen Panzerverbänden. Alt- und Neuruppin wurden als hervorhebenswerte Beispiele vom HJ-Bann 24 der HJ-Pz.-Jagdabteilung Mecklenburg und der RAD--Abt.1/91 verlustreich verteidigt.
Im Gebiet um Strausberg, speziell bei Prötzel, Gielsdorf, Eggersdorf und am Strausberger Flugplatz, kämpften am 20. April die Hauptteile der aus dem Raum Angermünde herangezogenen 11.WSS-Freiwilligen-Divisionen Nordland und 23.WSS-Freiwilligen-Division Nederland, des weiteren die 18.Panzer-Grenadier-Division, Reste der 9.Fallschirmjägerdivision und das LVI.Panzerkorps gegen die 2. russ. Gardepanzerarmee. Bei Buckow waren Hunderte von Berliner Hitlerjungen in den brennenden Wäldern eingesetzt und mußten einen hohen Blutzoll zahlen. Fünf Volkssturmbataillone Berlin wurden in Strausberg und Fürstenwalde eingesetzt. Reste der 15.Lettische Waffen-SS Division und die erste Kompanie des Luftwaffenregiments 6 kämpften nordwestlich Münchebergs und ebenfalls bei Strausberg. Zwischen dem geschlagenen Müncheberg, Rüdersdorf und Schöneiche versuchten die in den Oderbruchkämpfen am 16. April stark mitgenommenen Panzerdivisionen Müncheberg, die 18.Panzergrenadierdivision und Reste der 20.Panzergrenadierdivision die Sowjets entlang der heutigen Bundesstraße 1 noch bis zum 21.April in ungeordneter Rückzugsformation aufzuhalten.
Bereits am 14. April hatte bei Frankfurt-Booßen die 286. Infanteriedivision unter Gen. Major von Rhode viel Boden aufgeben müssen. Am 16. April traf diese Division der russische Vernichtungsschlag mit ganzer Härte. Eingreifreserven der neu aufgestellten Division 30. Januar wurden zur Verstärkung aus ihrem Formierungsraum Wiesenau-Ziltendorf abgezogen und hier eingesetzt. Die selbst noch unfertige und total zusammengewürfelte SS-Division 30. Januar deckte nun ein Frontgebiet von Finkenheerd bis Schlaubehammer-Kaisermühl ab. Die 25. Panzergrenadierdivision verblutete zwischenzeitlich auf dem Höhenkamm westlich von Wriezen. Ab 19. April ging es auf gesamter Frontlänge nur noch rückwärts. Teile der 169. und der 712. Infanteriedivision sowie die Kampfgruppen Schöttle und Kraus der SS-Division 30. Januar, Reste des Pz.-Gren.-Reg. Falke (später Kampfgruppe Hengstmann), Teile der Division Kurmark, der SS-Division Nederland, der schweren SS-Panzerabteilung 501 und 502, Werferabteilungen 505 und 506, Reste von Polizeieinheiten, Volkssturmeinheiten und RAD-Batterien (schw. RAD Flak. Abt.601) schlugen sich über Fürstenwalde zurück, splitterten sich auf und wurden teilweise von den Russen überholt. So geschehen auch im Raum Strausberg, Erkner und Wernsdorf. Fürstenwalde aber bildete den Ostflügel der sich aufspaltenden Einheiten des XI. SS-Panzerkorps. Diese rückflutenden Einheiten und Teile der Heeresgruppe Mitte endeten immer weiter südlich abdriftend zusammen mit Kampfgruppenresten aus dem Raum Guben und Spremberg im Kessel von Märkisch-Buchholz-Halbe/Teupitz. Die 15. Waffen-SS-Division (Lettische), die 11. SS-Division Nordland, Teile der SS-Division Nederland, die 9. Fallschirmjägerdivision, Teile der Großdeutschland und der SS-Division Charlemagne sowie andere Infanteriedivisionen wie die18. Panzergrenadierdivision, die Division Müncheberg und weitere Reste wurden in die Stadtkämpfe nach Berlin hineingespült und fanden dort ihr Ende. Durchlaufpunkt für eine Vielzahl zerschlagener Einheiten und Divisionen blieb der Kreuzungspunkt Fürstenwalde.
Augenzeugenberichte vermitteln Eindrücke des Chaos, das mittlerweile bei den deutschen Soldaten herrschte. Junge unerfahrene Soldaten werden oft von ihren Führern allein gelassen. Ältere Krieger tun sich zusammen, weil sie die Jungen als Ballast empfinden. Die soldatische Disziplin zerfällt, das eigene Überleben steht im Vordergrund. Herzlos wird über Verwundete und Sterbende hinweggegangen. In Panik werden eigene zurückflüchtende Soldaten von den bereits weiter hinten befindlichen Kameraden unbeabsichtigt erschossen. Das grauenhafte Drama in den Wäldern bei Halbe und Märkisch Buchholz kann nur anhand von Einzelschicksalen annähernd erläutert werden. Fliegende Standgerichte fällen in diesen letzten April- und ersten Maitagen des Jahres 1945 zuhauf Todesurteile bei desertierten, weinenden Hitlerjungen von 17 Jahren. So geschehen unter anderem im Bereich der 32.WSS-Division 30. Januar bei Rießen, Müllrose und Schernsdorf, aber auch an unzähligen Orten und Straßen entlang des blutigen deutschen Rückzugsweges.
|
|
|
|
|
|
Ende Januar 1945 wurden die Strausberger Landesschützen mobilisiert und an der Ostfront verheizt. Entsprechend den Vorschriften für die Aktivierung von Gneisenau Einheiten blieben in Strausberg nur Bewachungs- und Schreibstubenpersonal zurück, möglicherweise auch einige Ausbilder, Rekruten mit einer Ausbildungszeit unter 4 Wochen sowie Teile des Stabes des Landesschützenbataillons 3, da dieser im April noch über eine Feldpostnummer in Strausberg verfügte. Zu dieser waren bei Ostwind schon die Kanonen der Ostfront zu hören. Fast jede Nacht wurde in Strausberg Fliegeralarm ausgelöst. Flüchtlinge aus Ostpreußen, Pommern und Schlesien kamen per Eisenbahn oder mit Bauerntrecks in die Stadt. Die Strausberger versuchten so gut es ging das Elend der Flüchtlinge zu mildern. Von der Strausberger Bevölkerung waren zu dieser Zeit vorwiegend nur noch Alte, Kinder und Frauen in der Stadt, bei den wenigen Männern handelte es sich um die erwähnten Landesschützen, Fronturlauber, Kranke und Kriegsversehrte, einige Unabkömmliche aus den Strausberger Rüstungsbetrieben, 4 bis 5 Polizisten mit Herrn Mooshammer als Chef sowie die örtlichen Goldfasane, so nannte man damals die führenden NSDAP- und SA-Funktionäre. Wiederholt kam es zu Einflügen alliierter Kampfflugzeuge in den Raum Strausberg. Dabei wurden auch Flugblätter über den Wald Jenseits des Sees abgeworfen, die das Strausberger Jungvolk einsammeln musste. Bei Gielsdorf ging ein abgeschossener amerikanischer Bomber nieder, aus dem 5 junge Amerikaner tot geborgen wurden. Ein mit dem Fallschirm gelandeter amerikanischer Pilot wurde den Offizieren des Strausberger Fliegerhorstes übergeben. Amerikanische Doppelrumpfjäger vom Typ Lightning griffen im Tiefflug den Strausberger Flugplatz an und zerstörten dort abgestellte Flugzeuge. Im Februar erfolgte die Verlegung des Flugzeugreparaturwerkes Alfred Friedrich sowie die Navigationsschule der Luftwaffe, und in der Stadt wurden die ersten Panzersperren ausgehoben oder aus Baumstämmen aufgebaut. An der Elisabethstraße/Ecke Mittelweg errichtete man aus Holzstämmen und Sand einen großen Volksbunker. Den schwersten Luftangriff erlebte Strausberg am 16. April 1945, den sogenannten Schwarzen Montag. Durch Maschinengewehrfeuer der Tiefflieger, es waren vorwiegend sowjetische JAK-3, kamen Strausberger Bürger ums Leben oder wurden verletzt. Auch durch Bombentreffer gab es Toten und Verwundete. Es kam zu Schäden im Ort, u.a. wurden das Märkische Walzwerk, der Güterbahnhof und die Schule in der Hegermühlenstraße, in der sich ein Notlazarett befand, in Mitleidenschaft gezogen. Auch in der Großen Straße kam es zu Zerstörungen. Im Märkischen Walzwerk bereitete man sich auf dessen Verteidigung vor. Der Strausberger Volkssturm wurde in den dortigen Kellern kaserniert. Zu Beginn der Berliner Operation der Sowjetarmee (16. April 1945) waren in der Garnison Strausbergs an militärischen Einheiten noch Teile der Landesschützen-Kompanie des Stabes des Landesschützen-Ersatzbataillon 3, die Fliegerkräfte des JG 11, das Bodenpersonal des Flugplatzes und die Besatzung der Ortskommandantur Strausberg stationiert. Angesichts der Möglichkeit eines Durchbruches der Roten Armee im Frontgebiet um Strausberg begann man am Abend des 18. April mit der Räumung des Flugplatzes Strausberg. In der Nacht wurde der Flugplatz von sowjetischer Artillerie beschossen. Am 18. oder 19. April verließen 60 bis 70 Zwangsarbeiter das Märkische Walzwerk und versteckten sich bis zur endgültigen Befreiung durch die Sowjetarmee in einem Lager im Wald. Nach den Aufzeichnungen soll es sich um einen von der Widerstandsgruppe Panze vorbereiteten Ausbruch gehandelt haben. Auf Weisung der Strausberger Nazimachthaber mussten Frauen, Kinder und Männer über 62 Jahre am 19. April die Stadt verlassen und nach Westen fliehen. Auf dem Lindenplatz standen dafür Fahrzeuge bereits. Für den Abtransport der Verwundeten aus den Strausberger Reserve- und Notlazaretten hatte man mit Stroh ausgelegte Wagons vorbereitet und auf den Straßenbahngleisen vor dem Gymnasium aufgestellt. Eine zweite Fluchtwelle folgte am Morgen des 20. April. Der überwiegende Teil der Flüchtlinge marschierte nach Strausberg-Vorstadt, um sich mit einem dort bereitstehenden Güterzug westlich Berlins in Sicherheit zu bringen. In den letzten Kriegstagen kam es in Strausberg noch zu einem tragischen Vorfall. Offensichtlich aus Furcht vor möglichen Gewaltakten der Roten Armee beging eine Gruppe von Strausberger Einwohnern gemeinschaftlichen Selbstmord, indem sie sich im Straussee in der Nähe der Anlegestelle der Fähre ertränkten. In der Nacht vom 19. zum 20. April verwandelte ein Sprengkommando den Flugplatz in ein Trichterfeld, um Starts und Landungen von Flugzeugen unmöglich zu machen. Der Volkssturm erhielt Einsatzbefehl, setzte sich aber vernünftigerweise ab, anstatt zu kämpfen. Am 20. April flohen die örtlichen Nazigrößen mit städtischen Fahrzeugen in Richtung Westen. Selbst in dieser Situation hatte Bürgermeister Dr. Röhr offensichtlich noch nicht den Glauben an den Endsieg verloren, denn er rief den Strausbergern von seinem Flucht-Gefährt zu: Wir kommen wieder! Ein Segen für Strausberg, dass dieser Falls nicht eingetreten ist. Vor ihrer Flucht setzten die Nazi-Funktionäre noch die Fähre in Brand und erteilten dem Schlosser Paul Vogel im Wasserwerk den Befehl, die Pumpen und Brunnen durch den Ausbau wichtiger Teile unbrauchbar zu machen. Dieser verwahrte jedoch die Teile, sodass das Wasserwerk nach Kriegsende wieder in Betrieb genommen werden konnte. Am Mittag des 20. April gab es in der Stadt keine Stadtverwaltung und kein Militär mehr. Nur etwa 200 bis 300 Bewohner waren zurückgeblieben und hatten sich in Kellern oder in Gärten am Stadtrand verborgen. Im Raum um den Flugplatz hatten die Panzergrenadierregimenter Norge und Danmark der SS im Bestand der Panzergrenadierdivision Nordland eine Igelstellung bezogen, aus der sie sich gegen Abend des 20. April in südwestlicher Richtung zurückziehen mussten. Im Stadtinneren Strausbergs kam es dabei zu einem Stau, der das Ziel eines sowjetischen Bombenangriffs wurde, auf Teilen der Stadt lag außerdem Artilleriefeuer. Abends brannte es in der Stadt an mehreren Stellen. Der Flugplatz wurde am Abend von der Roten Armee besetzt. Am Morgen des 21. April wurde Strausberg kampflos von sowjetischen Truppen besetzt, nachdem Georg Kurtze, möglicherweise schon am Vortag, eine weiße Fahne auf dem Rathaus gehisst hatte. An der Besetzung waren das 32. Schützenkorps sowie das 9 und 26. Gardeschützenkorps der 5. Stoßarmee beteiligt. Insbesondere die Sperren am Pulverturm und in der Wallstraße stellten sich als erhebliche Hindernisse dar. Sie bestanden aus tief eingegrabenen senkrecht stehenden dicken Baumstämmen mit einer Höhe von 3 – 4 Metern. Um Bewegungsfreiheit zu schaffen, wurden in der Stadt die Panzersperren mit Spreng- und Brandmitteln beseitigt. Dabei gerieten am Müncheberger und am Landsberger Tor mehrere Häuser in Brand. Zum Löschen waren weder Menschen noch Wasser noch Geräte vorhanden. Die im Lager des Märkischen Walzwerkes verbliebenen Zwangsarbeiter und Gefangenen konnten ohne weitere Zwischenfälle von der Roten Armee befreit werden.
|
|
|
|
|
|
8. Gardearmee 28. Gardeschützenkorps (39., 79., 88. Gardeschützendivison) 32. Schützenkorps (259., 266., 279. Schützendivision) 78. Schützendivision
Mehrow liegt am östlichen Berliner Stadtrand und war damit in die dramatischen Tage des Sturms auf Berlin einbezogen, ist aber dabei ebenso glimpflich davon gekommen wie überhaupt während des zweiten Weltkrieges. Hier gab es den Erzählungen nach während des Krieges weder bemerkenswerte Truppenstationierungen, noch größere Kriegsschäden oder Kampfhandlungen.
Ein paar wenige, vielleicht eine Handvoll Bomben sind auf Mehrow gefallen, abgeworfen von englischen und amerikanischen Bombern, die ihre Ladung nicht über Berlin abwerfen konnten und sich ihrer vor dem Heimflug entledigen mussten. Angegriffen wurde bestenfalls der Flak-Scheinwerfer, der sich auf dem ehemaligen Gutshof befunden haben soll. Auf den umliegenden Feldern sollen mit brennenden Fässern Flughäfen vorgetäuscht worden sein, aber diese Täuschungsmanöver haben wohl nicht viel bewirkt.
Bis Mitte April 1945 war es also vergleichsweise ruhig. Aber dann rückte die Rote Armee an, die schon im Februar die Oder erreicht hatte, aber dort vor dem großen Schlag auf Berlin ohne wirklichen militärischen Grund mehrere Wochen verharrte. Mitte April setzten die erbitterten Kämpfe des sogenannten Sturms auf Berlin ein, die insbesondere auf den nicht sehr weit entfernten Seelower Höhen zu enormen Verlusten auf beiden Seiten führten.
Trotz anders lautender Propaganda hatte aber die deutsche Wehrmacht den anrückenden sowjetischen Truppen (für die in diesem Frontabschnitt der Begriff russische Truppen unzutreffend wäre) nichts entgegen zu setzen, was diese hätte aufhalten können. Am 20. April 1945, dem Geburtstag des Führers, erreichten Vortrupps der Roten Armee den östlichen Berliner Autobahnring und damit die Mehrower Ortsgrenze.
Auch wenn bis dahin Gelassenheit im Dorf herrschte und nur wenige fort gegangen waren oder ihre Kinder in Sicherheit gebracht hatten, kam nun Bewegung auf. Mehrow hatte eine größere SS-Siedlung, über die wiederholt in den Medien berichtet wurde und man musste davon ausgehen, dass die anrückenden sowjetischen Truppen davon Kenntnis hatten. Wie die Russen reagieren würden und ob sie zwischen SS- und anderen Bewohnern Unterschiede machen würden, war ungewiss und so haben sich nicht nur die Bewohner der SS-Siedlung, sondern auch die Mehrzahl der restlichen Dorfbewegung auf die Flucht begeben. Die meisten erst am Nachmittag und Abend des 20. April, als wie gesagt die Rote Armee schon den östlichen Rand des Dorfes erreicht hatte.
Die Rote Armee ist hier auf ein weitestgehend leeres Dorf und auf keinerlei Widerstand gestoßen. Dies und die günstige Lage des Ortes am Berliner Stadtrand waren wohl Gründe dafür, dass sich die sowjetischen Truppen hier im Ort festsetzten und eine Kommandantur installierte. Das Dorf wurde vorn auf beiden Seiten durch einen Schlagbaum abgeriegelt, die Offiziere zogen in die Bauernhöfe (Thürling, Bredereke) und der Kommandant angeblich in den Gasthof Raetz. Die Kirche wurde zu einer Werkstatt umfunktioniert und ihr Inventar (zumindest die Bestuhlung) wurde auf die Straße geworfen.
Der Einfachheit halber wurde hier angeblich während der Besetzung des Dorfes, die mindestens bis zum Oktober 1945 dauerte, die Moskauer Zeit eingeführt.
Auszug aus dem Kriegstagebuch der 8. Gardearmee Im Morgengrauen des 20. April begann das 26. Gardschützenkorps zusammen mit dem 12. Gardepanzerkorps der 3. Stoßarmee den Angriff. Sie stießen 12 Kilometer vor und erreichten gegen Abend die Linie Wesendahl-Strausberg-Gartenstadt. Zu diesem Zeitpunkt näherte sich das 32. Schützenkorps Strausberg und trat hier in harznäckige Gefechte das 9. Schützenkorps nahm die Ortschaften Garzin, Hohenstein und Gladowshöhe.
Angesichts des erfolgreichen Vorstoßes der 47. Armee und der 3. Stoßarmee zur Umgehung Berlins im Norden änderte Marschall Shukow am 21. April die Angriffsrichtung der 5. Stoßarmee. Sie sollte jetzt nicht im Nordosten, sondern von Osten und Südosten zum Sturm auf Berlin antreten. Außerdem wurden die Trennungslinien zu den Nachbarn neu festgelegt.
Als wir uns dem äußeren Verteidigungsring näherten, standen wir folgender Lage gegenüber: Im Abschnitt der Seen, des Waldes und des Ortes Strausberg bot der Gegner alle Kräfte auf, um einen Durchbruch seiner Verteidigung zu verhindern und den Weg nach Berlin zu sperren. Rechts von uns ging die 3. Stoßarmee erfolgreich 5 bis 6 Kilometer vor links hinter uns griff die 8. Gardearmee unter schwierigen Bedingungen gestaffelt an. Auf Grund dieser Lage beschloß der Kriegsrat der 5. Stoßarmee, den Erfolg des an der rechten Flanke kämpfenden 26. Gardeschützenkops und der benachbarten 3. Stoßarmee auszunutzen. Drei Divisionen erhielten Befehl, am 21. April nachts zusammen mit der 2. Gardepanzerarmee Strausberg in einem schnellen Manöver zu umgehen und nach Altlandsberg, Ahrensfelde und Hönow vorzustoßen.
© 2009 tenhumbergreinhard.de (Düsseldorf)
|
|