Schlachters (Sigmarzell)

Außenlager des Konzentrationslagers Dachau

Bezeichnung:

Gebiet:
Bayern, Regierungsbezirk Schwaben, Landkreis Lindau (Bodensee), Verwaltungsgemeinschaft Sigmarszell

Eröffnung:
05.04.1944

Schließung:
die Häftlinge wurden am 07.04.1945 in das Außenlager Lochau überstellt.

Deportationen:

Häftlinge:
7

Geschlecht:
Männer

Täter/Wachmanschaft:
Plötner Kurt Friedrich Dr. SS-Arzt und Sturmbannführer Kommandant

Einsatz der Häftlinge bei:
Institut für wehrwissenschaftliche Zweckforschung

Art der Arbeit:

Bemerkungen:
Das KZ-Außenkommando Biesings war ein Außenlager des Konzentrationslagers Dachau im Ortsteil Schlachters (daher auch Außenkommando Schlachters genannt).
Das Institut für wehrwissenschaftliche Zweckforschung der SS-Organisation Ahnenerbe ließ sich für Menschenversuche in Biesings (Schlachters) Häftlinge zuteilen.
Die sechs bis acht Häftlinge des kleinen Außenkommandos lebten unter Aufsicht von fünf SS-Wächtern in einer Holzhütte neben dem Gasthaus Sonne.
In Schlachters setzte Plötner in der Obstbrennerei Nikolodi und in der ehemaligen Edelweiß-Fabrik in Sigmarszell (Milchwerk Schlachters) die in Dachau begonnenen Versuche zur Herstellung eines Blutstillmittels auf der Grundlage von Pektin fort. Die Häftlinge waren bei der Produktion eingesetzt und mussten vor allem als Versuchspersonen für das Militär und die Dachauer KZ-Ärzte herhalten.
Den Einwohnern von Schlachters war der Kontakt zu den KZ-Häftlingen untersagt. Doch scheint die Überwachung nicht so strikt durchgeführt worden zu sein. So berichten Ortsbewohner, dass Häftlinge gelegentlich Nahrungsmittel zugesteckt bekamen und Personen in Häftlingskleidung abends durch den Ort spaziert seien. Ein wagemutiger Häftling aus Kaufbeuren konnte sich in Schlachters mit seiner Frau treffen und sie einige Male sogar per Bahn in seinem Heimatort besuchen. Auch scheint die Tatsache, dass der aus Dachau bekannte Funktionshäftling Walter Neff als Führer eines Arbeitskommandos in Schlachters wirkte, die Situation für die Häftlinge gemildert zu haben. Nach der Flucht eines Häftlings im Oktober 1944 wurde Neff allerdings zu einem Panzerjagd-Kommando zwangsversetzt.
Im April 1945 erging der Befehl, die Häftlinge ins KZ Dachau zurück zu überstellen. Er erreichte den Kommandoführer jedoch nicht, da der Häftling, der die Post abholte, den Brief öffnete und beseitigte. Die Häftlinge entwaffneten das Wachpersonal und warteten im nahen Wald bis französische Soldaten Schlachters besetzen und sie befreiten. Kommandoführer Plötner wich in den nahen Vorarlberg aus, um die Versuche im neuen Außenlager Lochau mit Pektin fortzusetzen.

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