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Wir waren in dem Sonderkonzentrationslager Monowitz untergebracht. Die Bedingungen waren unerträglich. Am ersten Arbeitstag, Vorabend vor Weihnachten, 24. Dezember 1942, mußten wir ohne Essen bis 3.00 Uhr morgens des 25. Dezember durcharbeiten. Unser Dienst bestand im Ausladen von Waggons, Eisenstangen und Zementsäcken und Schweren Öfen. Am 5. Januar 1943 war mein Vater bereits derartig geschwächt, daß er, als er im Laufschritt einen solchen 50 Kilo schweren Zementsack schleppen mußte, vor meinen Augen zusammenbrach. Ich wollte ihm helfen, wurde aber von einem SS-Mann mit einem Stock geschlagen und zurückgestoßen. Ein Bruder meines Vaters verletzte sich während der Arbeit am Arm und wurde vergast. Der zweite Bruder meines Vaters ist ungefähr ein oder zwei Wochen nach dem Tode meines Vaters aus Schwäche in Buna während der Arbeit gestorben. Ich selbst hielt die Arbeit bis 15. Januar 1943 aus, dann bekam ich Lungenentzündung und arbeitete wieder vom 15. Februar bis Ende Februar. Dann wurde ich als Arbeitsunfähig erklärt, weil ich nicht mehr gehen konnte und zur Vergasung bestimmt. Zufälligerweise kam aber an diesem Tage kein Lastauto, das zu den Vergasungskammern ging, in das Bunawerk und ich wurde daher in das Konzentrationslager Auschwitz zurückgebracht. Im April 1943 wurde ich, weil ich krank war und mich unter einem Verschlag versteckt hatte, da ich nicht mehr arbeiten konnte, von zwei SS-Leuten und einem Blockassistenten solange geprügelt, bis sie glaubten, daß ich tot sei. Als ich wieder zu Bewußtsein kam, sah ich, daß ich unter den Leichenhaufen in einem Keller geworfen worden war. Ein Häftling sah mich und zog mich heraus. Nach meiner Erfahrung haben Häftlinge, die zum Arbeitseinsatz in den Bunawerken verwendet wurden, es höchstens zwei Monate ausgehalten, bis sie entweder zur Vergasung, oder wie in meinem Falle, in das Konzentrationslager Auschwitz zurückgeschickt wurden.
Karl Feinberg, ehemaliger Häftling
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