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Bezeichnung
Gebiet: Polen, Woiwodschaft Großpolen, Kreisfreie Stadt Kalisz
Eröffnung: 01.01.1941
Liquidierung: 01.07.1942
Deportationen: ab dem 01.07.1942 nach Lódz
Einsatz der Häftlinge bei:
Art der Arbeit:
Bemerkungen: Am 04. September 1939 besetzt die 8. Infanteriedivision der Wehrmacht unter Generalleutnant Rudolf Koch-Erpach die Stadt Kalisch ohne Kämpfe. Am 26. Oktober 1939 wird das Posener und Kalischer Gebiet annektiert und als Teil des neuen Reichsgaues Posen, später Wartheland in das deutsche Reich eingegliedert. Kalisch wird zum Sitz des Regierungspräsidenten des gleichnamigen Regierungsbezirks.
Alle Geschäfte in der Stadt bekommen deutsche Treuhänder. Alle Straßen bekommen neue deutsche Namen.
Am 01. Januar 1940 wird Kalisch formell als Stadtkreis bestätigt. Der Stadt wird das Recht der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 verliehen mit der Folge, dass sie nicht mehr von einem Stadtkommissar, sondern durch einen Oberbürgermeister nach den gleichen Grundsätzen wie im Altreich verwaltet wird. Am 01. April 1940 wird der Sitz des Regierungspräsidenten von Kalisch nach Litzmannstadt, früher Łódź, verlegt. Diese Stadt war mit ihren angrenzenden Gebiet nachträglich am 09. November 1939 in das Wartheland eingegliedert worden. In Kalisch hat der Landrat des Landkreises Kalisch seinen Sitz, ferner der Amtskommissar für den Amtsbezirk Kalisch-Land.
Im gleichen Jahr wird auch das für die Kalischer Juden geschaffene Ghetto aufgelöst und die Insassen nach Łódź verbracht. In diesem Jahr bilden sich zwei polnische Widerstandsorganisationen, die aber schon im nächsten Jahr von der Gestapo entdeckt werden. 65 Untergrundskämpfer werden in Konzentrationslager geschickt, viele von ihnen nach Buchenwald.
1941 beginnt die schonungs- und rücksichtlose Germanisierungspolitik. Alle polnischen Einwohner müssen die Stadtmitte verlassen, um die Wohnungen für die anzusiedelnden Deutschen freizumachen. Diese sind vornehmlich Deutsch-Balten, Deutsche aus Siebenbürgen und Deutsche aus der Bukowina, die von den NS-Behörden überredet wurden, die alte Heimat zu verlassen und ins Wartheland zu gehen. 1945 wird dies zu einer großen Tragödie für diese Bevölkerungsgruppe führen. Da Łódź seit dem 11. April 1940 Litzmannstadt heißt, wird auch der Regierungsbezirk Kalisch am 15. Februar 1941 in Litzmannstadt umbenannt.
Zwischen 1942-1944 weitere Deportationen der polnischen Bevölkerung von Kalisch (insgesamt werden 30.000 Personen) ausgewiesen. In diesen Jahren schaffen die NS-Behörden das Gaukinderheim im Gebäude des ehemaligen Klosters der Nazaretschwestern. Im Gaukinderheim verweilen polnische Kinder, die den rassischen Idealen der Nazis entsprechen. Ihren Eltern entrissen, sind sie zur Adoption in Deutschland vorgesehen, bekommen neue deutsche Vor- und Nachnamen und dürfen nur deutsch sprechen. Das Heim beherbergt im Durchschnitt etwa 200 Kinder jährlich. Das Schicksal vieler von diesen Kindern ist bis heute ungeklärt. Im Jahre 1942 entsteht in Kalisch eine Abteilung der Polnischen Heimatarmee (Armia Krajowa) der größten polnischen Widerstandorganisation. 1943 entsteht auch eine Parteizelle der polnischen KP, es gelingt jedoch nicht, in der stark bürgerlich- oder sozialdemokratisch empfindenden Stadt eine Kampforganisation der KP zu gründen.
Im März 1944 wird die Kalischer Heimatarmee von der Gestapo entdeckt, die meisten Mitglieder werden verhaftet.
Am 19. Januar 1945 steht die Sowjetarmee 50 km östlich von Kalisch. Vier Tage vor der Befreiung werden 56 Untergrundkämpfer der Heimatarmee von der SS erschossen. Am frühen Morgen des 23. Januar 1945 beginnt der Kampf um Kalisch, am Abend wird die Stadt von der Sowjetarmee besetzt.
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