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Bezeichnung: Außenlager des Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof (Zeisig)
Gebiet Rheinland-Pfalz, Landkreis Cochem-Zell, Verbandsgemeinde Cochem
Gebiet heute
Eröffnung 10.03.1944
Schließung 15. 09 1944
Unterstellung
Häftlinge
Geschlecht Männer
Einsatz der Häftlinge bei SS-WVHA, Amtsgruppe C (Jägerstab, SS-Führungsstab A 7), Bauinspektion-Reich-West
Art der Arbeit Arbeiten in einem Tunnel Verladearbeiten am Bahnhof
Lagerausstattung
Ausstattung der Insassen
Lageralltag
Bemerkungen Im Eisenbahntunnel, der zwischen den Ortschaften Bruttig und Treis, nahe der Moselstadt Cochem durch den Berg verlief und den Cochemer Moselbogen abkürzte, begann in den ersten Märztagen des Jahres 1944 das NS-Bauvorhaben A7 mit dem Decknamen Zeisig. Der ungenutzte Tunnel, Teil der damals im Bau befindlichen rechtsseitigen Moselstrecke, sollte in kürzester Zeit zu einer bombensicheren, unterirdischen Fabrikhalle ausgebaut werden, deren Fertigstellung zu den ehrgeizigsten Vorhaben des SS-Generals Hans Kammler zählte. Dieser war von der Reichsführung mit dem Sofortprogramm für bombensichere Unterbringung der Flugzeugindustrie betraut worden.
Der Tunnel zwischen Bruttig und Treis bot eine Nutzfläche von insgesamt 21.000 Quadratmetern. Für den Ausbau der 2,8 Kilometer langen Röhre veranschlagte Kammler gigantische Mengen von Baustoffen: 550 Tonnen Baueisen, 275 Tonnen Maschineneisen, 145 Festmeter Rundholz, 610 Kubikmeter Schnittholz, 1500 Tonnen Zement und 200.000 Ziegelsteine. Das Gesamtbauvolumen betrug dreieinhalb Millionen Reichsmark. Die Durchführung der Bauplanung, sowie die Bauleitung wurde dem Architekturbüro Heese in Berlin und dort federführend dem Dipl. Ing. Remagen übertragen. Die ausführende Baufirma war die Firma Fix aus Dernau. Der Reichsbahntunnel wurde der Firma Bosch in Stuttgart zur Fertigung von Zubehör für Flugzeugmotoren zur Verfügung gestellt.
Bereits im April 1944 zogen die ersten Bosch-Arbeiter in den Tunnel ein und begannen mit der Aufnahme der Produktion von Zündkerzen. Die Gesamtleitung des Projektes A7 oblag dem SS-Führungsstab, dessen Büro sich in einem Hotel der Stadt Cochem befand. Chef war der SS-Hauptsturmführer Gerrit Oldeboershuis, genannt Oldenburg, sein Stellvertreter SS-Untersturmführer Karl-Heinz Burckhardt.
Insgesamt gehörten dem Führungsstab 18 Personen an: Zivilangestellte, Luftwaffeningenieure sowie technische Offiziere und Mannschaften der Waffen-SS.
Ein Problem stellte zunächst die mangelhafte Zahl an Arbeitskräften dar, die dieses umfangreiche Großprojekt realisieren sollte. Doch die SS bot sich bereitwillig an, zur genüge Arbeitskräfte zu liefern. Die Konzentrationslager boten hier eine scheinbar unerschöpfliche Quelle für Menschenmaterial. Menschen aus fast ganz Europa wurden als KZ-Häftlinge an die Mosel verschleppt und zur Zwangsarbeit herangezogen: Franzosen, Belgier, Luxemburger, Holländer, Norweger, Polen, Ukrainer, Russen, Griechen, Italiener, Spanier und einige Reichsdeutsche. Die meisten waren politische Häftlinge oder Kriegsgefangene. Viele trugen die Bezeichnung AZA, was verharmlosend für Ausländische Zivilarbeiter stand. Einige, besonders Deutsche, waren als Kriminelle eingestuft. Tatsächlich wurden alle nur zu einem Zweck an die Mosel gebracht: zur Vernichtung durch Arbeit. Zu ihrer Bewachung wurde ein Kommando von Angehörigen der Luftwaffe nach Cochem beordert. Sie mussten unter schwersten Bedingungen den Ausbau des Tunnels vorantreiben. In der Zeit von der Errichtung des Lagers, Anfang März bis zu seiner Evakuierung am 15. September 1944 verloren viele Hundert Häftlinge ihr Leben durch Erschöpfung, Unterernährung, Folter und Exekutionen.
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