Dundaga II (Dondangen)

Bezeichnung: Außenlager des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald

Gebiet
Lettland, Gebiet Kurland (Kurzeme), Landkreis Talsu

Eröffnung
26.11.1943

Schließung
Evakuierung von Dondangen I als die Rote Armee am 24./25.07.1944 die Stadt Tukkums erreichte. Verbringung per Bahn nach Liepaja und Windau und per Schiff nach Danzig

Deportationen
Die Häftlinge wurden auf einen Todesmarsch nach Goldingen (Kuldiga) geschickt, die Überlebenden transportierte man per Bahn weiter nach Windau, von wo sie per Schiff in das KZ Stutthof gebracht wurden. Der Rest wurde über Libau ebenfalls nach Stutthof deportiert.

Häftlinge
anfänglich lediglich 155 Häftlingen, im Februar 1944 mit 450 und im Juni 1944 schließlich mit 1000 Häftlinge. Die meisten Menschen in diesem Lager kamen aus den Ghettos von Riga, Wilna, Daugavpils, Liepaja, aber sie hatten auch einige Reichsjuden (Juden aus Deutschland oder aus anderen Ländern von den Deutschen besetzt).

Geschlecht
Frauen und Kinder

Einsatz der Häftlinge bei

Art der Arbeit
Lagerarbeiten
Barackenbau
Arbeit im Munitionslager
Waldarbeiten
Bahn- und Bunkerbau
Bunker- und Flugplatzbau

Namensliste der Täter

Bemerkungen
Die alte Burg von Dundaga diente als Sitz für die SS die dort stationiert war.
Die Zentralbauleitung der Waffen-SS und Polizei Lettland, die für die Durchführung von Bauvorhaben der Waffen-SS und Polizei im Frühjahr 1942 mit Sitz in Riga gebildet und der Bauinspektion der Waffen-SS und Polizei Ostland unterstellt worden war, wurde nach verschiedenen Aufgaben wie dem Ausbau des Truppenwirtschaftslagers der Waffen-SS in Riga im Spätsommer 1943 zum Ausbau des SS-Truppenübungsplatzes Seelager unter Umbenennung in Zentralbauleitung der Waffen-SS Seelager von Riga nach Dondagen (Dundaga) verlegt.

Wie schon im Falle der SS-Truppenübungsplätze Heidelager bei Debica und Böhmen bei Beneschau wurden auch bei Seelager bei Dondangen und auch auf Kurmark besonders große Arbeitslager mit 3 000 – 6 000 Häftlingen zu deren Ausbau errichtet.

Wahrscheinlich zeitgleich mit der Zentralbauleitung sollen etwa 5000 Häftlinge aus dem Konzentrationslager Riga-Kaiserwald in ein neu errichtetes Zweiglager bei Dondangen verlegt worden sein, das man als KZ Dondangen II bezeichnete. Als Lagerkommandant wurde dort der SS- Oberscharführer
Gröschel Max Ernst, genannt.
Die Lager in Dondangen und Popperwahlen gehörten zu einer Gruppe von 70 KZ-Außenkommandos bei der Waffen-SS

Der Ausbau des SS-Truppenübungsplatzes wurde aber nicht von KZ-Häftlingen allein durchgeführt. In der Nähe des KZ-Lagers in Popperwahlen befand sich anscheinend auch ein Barackenlager mit niederländischen Arbeitern, und es waren auch zwangsmobilisierte Facharbeiter aus anderen Ländern, darunter Tschechen und Franzosen, eingesetzt.

Die Herkunft dieser ausländischen Arbeiter lässt sich nicht genau feststellen, möglicherweise gehörten diese zu so genannten SS-Frontarbeiter-Unternehmen, die auch für den Ausbau der SS-Truppenübungsplätze Kurmark und Westpreußen eingesetzt wurden.

Bei diesen SS-Frontarbeiter-Unternehmen handelte es sich um private Bauunternehmen, mit denen das Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt ab dem Frühjahr 1942 für durchzuführende Baumaßnahmen der Waffen-SS und Polizei in den besetzten Ostgebieten Verträge abgeschlossen hatte und die demnach mit ihren Geräten und Baumaschinen in den Osten verlegten. Diese Unternehmen, insgesamt sollen 180 bis 200 bestanden haben, erhielten eine fortlaufende Nummer. Die Firmenangehörigen, die mit in den Einsatz gingen, wurden demnach als SS-Frontarbeiter bezeichnet und unterstanden als solche auch der SS- und Polizeigerichtsbarkeit.

Unter der Leitung von auf dem Truppenübungsplatz Seelager stationierten, so genannten SS-Baubataillonen und einer SS-Baufirma, Wachs & Sohn, legten die Zwangsarbeiter Schieß- und Panzerübungsplätze, Wege und Unterkünfte an und errichteten in Dondangen ein Truppenwohnlager für die SS.

Ab dem Spätherbst 1943 sollen mehrere tausend zivile Zwangsarbeiter, die aus den bei den Bandenkampfunternehmen im weißrussischen und russischen Raum zerstörten Partisanendörfern stammten, auf den SS-Tr.Üb.Platz Seelager in größere und kleinere Zivilgefangenenlagern verlegt worden sein. Für Jaundundaga werden mehr als 1000 Zivilgefangene, darunter 500 Frauen und 100 Kinder, in einem Lager mit einigen Hütten und baufälligen Baracke angegeben.
Mit Hilfe dieser Arbeitskräfte sollten, wahrscheinlich unter der Leitung der SS-Standortverwaltung Seelager, die verlassenen Bauernhöfe bewirtschaftet werden.

In einem Bericht über das SS-Seelager Dondangen, der SS sei es bei der Errichtung hauptsächlich auf die Aussiedlung der Bevölkerung angekommen und die Errichtung des SS-Truppenübungsplatzes steht im Zusammenhang mit kolonisatorischen Experimenten in der Ukraine, wo laut den Vorstellungen des Reichsführers-SS die Wehrsiedlungen Hegewald und Fürstenstadt entstehen sollten, die aber über Anfänge kaum hinauskamen.
Im Seelager Dondagen aber wurden die Visionen von einer SS-Ordensburg zu einem erheblichen Teil verwirklichst: Das isolierte, waldreiche und zumeist vom Meer umspülte Gebiet war ein ideals Terrain für die militärische und ideologische Ausbildung eines SS-Nachwuchses, der uneingeschränkt über eine namenlose Sklavenschar von Häftlingen herrschte. Die erwähnten Rittergüter bildeten eine autonome Versorgungsbasis. Das Seelager Dondangen war wohl das einzige Kolonisationsexperiment Himmlers in den zeitweilig okkupierten sowjetischen Gebieten, das halbwegs verwirklicht wurde. Es zeigt, wie die von den Nazis angestrebte Neuordnung Europas in der Praxis aussehen sollte.

Der so neu zu errichtende SS-Truppenübungsplatz Seelager war insbesondere für die Stationierung der SS-Panzer- und der SS-Panzer-Aufklärungs-Ausbildungs- und Ersatz.Einheiten vorgesehen.

Bereits zwischen dem 13.und dem 17.Oktober 1943 verlegte das SS-Panzer-Ausbildungs-.und Ersatz-Regiment als erste Einheit vom Truppenübungsplatz Bitsch/Lothringen, im Elsass, auf den neuen Truppenübungsplatz.
Augenzeugen berichten dazu nach dem Krieg, Dieser Platz wurde erreicht: Eisenbahntransport durch das Reichsgebiet . Ostpreußen – Schaulen – Mitau – Stenden (-Riga). In Stenden wurde umgestiegen auf eine Schmalspurbahn, die 1915 von deutschen Truppen gebaut worden war (Lokomotive von Borsig – Berlin). Diese Strecke ging von Stenden über Tukkum – Talsen nach Dondangen und weiter nach Windau, eine Abzweigung ging auch nach Libau.
Der Rgts.-Stab lag in Schloß Dondangen/Dundaga, die Ausbildungsabteilungen lagen in Baracken um Dondangen, die Ersatzabteilung lag in Riga-Strand (Bulduri). In Talsen (Talsi) lag zur gleichen Zeit die Pz.Aufkl.A.u.E.Abt, dort war auch ein SS-Lazarett.

Die dortige Unterbringung war zunächst behelfsmäßig in Finnenzelten und den wenigen vorhandenen Steingebäuden sowie Holzbauten.
In der Nordostspitze Kurlands im Raum Windau wurde ein Barackenlager errichtet. Weitere Einheiten konnten in Riga-Strand und Talsen untergebracht werden.

Das Gelände war für die Ausbildung von Panzereinheiten außerordentlich ungünstig. Unberührter Urwald wechselte mit Sumpfgelände.
Warum also der Platz ausgerechnet für die Stationierung der SS-Panzer- und der SS-Panzer-Aufklärungs-Ausbildungs- und Ersatz-Einheiten vorgesehen war, ist daher bisher ein Rätsel

In den nächsten Monaten vollzog sich der Aufbau des Tr.Üb.Platzes schleppend. Es wurden Barackenlager errichtet und die entsprechenden Versorgungseinrichtungen geschaffen.
Bis zum Frühsommer 1944 wurden die beiden Häftlingslager Dondangen I und Dondangen II auf dem Truppenübungsplatz aufgefüllt und die Arbeiten mit großem Eifer betrieben.

SS-Oberführer Dr. Rudolf Pfannenstiel wurde mit Wirkung vom 10.November 1943 Führer der Nachschubkommandantur Ostland und, so wird weiter angegeben, ab dem 25.März 1944 Chef Amt VIII in SS-Führungshauptamt.

In der Zeit vom 10.November 1943 bis zum 1.März 1944 war der gerade am 9.November 1943 frisch zum SS-Standartenführer beförderte Wilhelm Knoop, bisheriger Kommandeur des SS-Panzer-Ausb.u.Ers.Regiment, Kommandeur des SS-Tr.Üb.Platzes Seelager. Über Knoop ist bekannt, dass er bis zu seiner Einberufung am 10.11.1939 zum Heer als Ministerialrat im Innenministerium Berlin als Personalchef tätig war, 1942 wurde er zu SS überstellt und das er vom 10.11.1943 bis 01.03.1944 Kommandant des Seelagers war. Aus Äußerungen von ihm weiß man, dass er sich von diesem Posten schnellstens entbinden ließ, weil es bestimmte Aufgaben, die dieses Amt beinhaltete, nicht ausführen wollte. Aufgrund guter Beziehungen ist ihm das auch innerhalb kurzer Zeit, nach 3 ½ Monaten, gelungen.

Am 15.November 1943 wurde die Verlegung des SS-Panzer-Ausb.u.Ersatz-Regimentes mit 2 Abteilungen sowie der SS-Pz.-Aufkl.AuE-Abt 1 (Riga-Strand; Seelager) und 2 (die ehem. SS-Kradschtz-Ers.Abt) auf den SS-Tr.Üb.Pl. Seelager - Riga-Strand im Verordnungsblatt der Waffen-SS bekannt gegeben.


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