|
|
Bezeichnung
Gebiet Brandenburg Landkreis Ostprignitz-Ruppin, Gemeinde Wittstock
Eröffnung 28.04.1933
Schließung 25.05.1933; 26 Gefangene wurden am 11.07.1933 nach KZ Oranienburg verlegt.
Häftlinge Anfang Mai befanden sich 36 Häftlinge im Lager.
Geschlecht Männer
Einsatz der Häftlinge bei
Art der Arbeit
Bemerkungen In Alt-Daber bei Wittstock (Ostprignitz) existierte ein wildes Konzentrationslager in einem ehemaligen Kinderheim, das in den 1920er Jahren als Lungenheilstätte genutzt worden war, Hier errichtete die Standarte 39 im April 1933 eine Haftstätte für ca. 50 politische Gegner. Die Hafträume befanden sich im Keller, das Lager unterstand dem Führer des Sturmbanns II/ 39, Hermann Koch. Ende Juni 1933 wurde die Auflösung des Lagers angeordnet, wogegen der Magistrat der Stadt Wittstock jedoch protestierte: Die Häftlinge hatten kurz zuvor damit begonnen, im Stadtforst Wege anzulegen und eine Badeanstalt in Alt-Daber für die SA auszubauen. Eine Auflösung des Lagers gefährdete die Weiterführung dieser Arbeiten, weswegen der Magistrat das preußische Innenministerium bat, das Lager bis mindestens Oktober 1933 weiter bestehen zu lassen. Dem wurde jedoch nicht stattgegeben und das Lager stattdessen ebenso wie das in Neuruppin im Juli aufgelöst die 26 zuletzt dort inhaftierten Schutzhäftlinge wurden nach Oranienburg überführt.
Die Häftlinge wurden nach Belieben Demütigungen ausgesetzt, indem sie z.B. die Stiefel der SA-Männer ablecken, die Zellen mit Zahnbürsten reinigen, mit Urin gefüllte Flaschen austrinken oder ihr eigenes Blut auflecken mussten. Andere mussten Toiletten mit den Händen säubern oder Socken der SA-Männer auskauen. Viele Häftlinge wurden gezwungen Rizinusöl zu trinken und öffentlich bzw. in den Hafträumen zu defäkieren. Sie mussten sich hinknien und das Vaterunser beten, das Horst-Wessel-Lied, Ich hatt' einen Kameraden oder Deutschland, Deutschland über alles singen oder sich selbst verbal erniedrigen. Neuzugängen wurden zur Drohung die Verletzungen anderer Häftlinge vorgeführt. Häftlingen wurde ihre kurz bevorstehende Erschießung angekündigt, sie wurden mit dem Gesicht an die Wand gestellt und dann knapp an ihren Köpfen vorbei geschossen. Andere wurden unter der Ankündigung, nun lebendig begraben zu werden, in einen Sarg gelegt.
© 2009 tenhumbergreinhard.de (Düsseldorf)
|